Zukunftsvertrag für die Marktgemeinde Dießen - Schüler diskutieren mit kommunalen Politikern über die Zukunft ihrer Heimatgemeinden
(KOS) Was am 9. November mit einer beinahe schlaflosen Nacht an der Carl-Orff-Mittelschule als Computerspiel begann, wurde heute in Augsburg von Schülerinnen und Schülern sowie Politikern in einem echten Vertrag festgehalten. In der Auftaktveranstaltung im November hatten interessierte Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse ihre Wünsche und Anliegen für das zukünftige Dießen in Minetest, der Gratisversion des bekannten Spiels Minecraft, in Visionen gebaut.
Diese mehr oder weniger realistischen Ideen durften bei der Abschlussveranstaltung in Augsburg von allen teilnehmenden Schulen aus Südbayern gegenseitig vorgestellt und den Politikern der Heimatorte präsentiert werden. In Diskussionsrunden wurden realisierbare Ideen ausgelotet und konkrete Maßnahmen formuliert. Die anschließende Vorstellungsrunde zeigte, wie aus utopischen Ideen in einem Computerspiel konkrete Vorhaben für die Kommunalpolitik werden können. Die Schüler der Carl-Orff-Mittelschule stellten unter anderem zunächst die Unterkellerung der Mehrzweckhalle für ein Freizeitbad und einen Neubau eines erweiterten Jugendzentrums vor.
Mit überzeugenden Argumenten und Verhandlungsgeschick auf beiden Seiten präsentierten die Dießener Bürgermeisterin Frau Perzul und die Schülerinnen Eva und Sara im Anschluss folgende Maßnahmen: In Zusammenarbeit mit dem bestehenden Hallenbad im Augustinum werden Anliegen bzgl. zusätzlicher Schwimmstunden für die Mittelschule und regelmäßiger Veranstaltungen für Jugendliche, wie beispielsweise eine Karibiknacht, diskutiert. Das bestehende Jugendzentrum wird kontaktiert, um die Ideen des heutigen Tages weiterzugeben und gemeinsam Informationsveranstaltungen für Jugendliche zu organisieren sowie Projekte im Ort gemeinsam anzugehen. Besonders erfreulich für die Jugendlichen ist es zu erfahren, dass der neu entstehende Spielplatz im Ort nicht nur für Kinder geplant ist, sondern auch Geräte für Erwachsene, Menschen mit Einschränkungen und Jugendliche bietet. Denn das hatten die Schüler in der Zukunftsnacht im November auch so ähnlich in ihrem „Dießen der Zukunft“ gebaut. Auch die Lehrkräfte der teilnehmenden Schulen tauschen sich aus und formulieren Maßnahmen, um Schüler bei der Wahrnehmung ihres Rechts auf Beteiligung zu unterstützen. Die getroffenen Vereinbarungen stellen sie in dieser Runde als Versprechen den Schülern gegenüber vor, sie auf ihrem Weg als Menschen in einer gefestigten Demokratie zu begleiten. Neben der Förderung der Sprachfähigkeit, sich überlegt und argumentiert auszudrücken, soll auch der Austausch mit kommunalen Politikern regelmäßig und auf Augenhöhe gefordert und gefördert werden. Es sollen „Räume“ geschaffen werden, um bei den Schülern das Bewusstsein zu stärken, dass jeder einzelne in seiner politischen Meinung gesehen und gehört wird.
Dazu werden weitere demokratische Prozesse im Klassenzimmer geschaffen und gezielt Orte mit politischer Bedeutung besucht. Die Schüler sind nach dem Vortrag, der engagierten Diskussion und den Vertragsverhandlungen wirklich stolz aber auch erschöpft. „Was wir in einer Nacht in einem Computerspiel erschaffen können, kann für Menschen mit diesem Beruf im echten Leben doch nicht so schwer sein“, erläutert eine Schülerin in ihrem Vortrag. Mit nach Hause, also mit in die Schule nehmen an diesem Mittag alle, dass Politik leben und Demokratie erfahren nicht in zwei Wochen GPG-Unterricht und ausschließlich mit Schulbüchern funktioniert. Politik kann man nur lernen, wenn man sie lebt und die Teilhabe ermöglicht.
Das nehmen sich die Schüler und Lehrkräfte gemeinsam mit dem Jugendbeirat und der Bürgermeisterin Sandra Perzul fest für ihre Zukunft in Dießen vor.